Über Westmecklenburg

Auf den ersten Blick ist Westmecklenburg eine recht unscheinbare Region. Politisch besteht sie aus den Landkreisen Nordwestmecklenburg mit der Hansestadt Wismar im Norden, der Landeshauptstadt Schwerin und dem Landkreis Ludwigslust-Parchim im Süden. Während die regionale Abgrenzung im Norden (Ostsee) und im Westen (Schleswig-Holstein) eindeutig ist, erscheinen mir die Grenzen im Süden Richtung Elbe und im Osten eher schwammig zu sein. Aber die Zeiten fester Grenzen innerhalb Deutschlands haben wir ja zum Glück ohnehin hinter uns gelassen.

Man muss sich nicht lange mit Westmecklenburg beschäftigen, um die hiesigen Schätze zu erkennen. Im Westen verläuft das Grüne Band. Das Biosphärenreservat Schaalsee wurde während der deutschen Teilung von Menschen weitestgehend in Ruhe gelassen und konnte sich einmalig entwickeln. Noch heute ist der Naturschutz hier von immenser Bedeutung. Die Hansestadt Wismar ist nicht umsonst Welterbe der Unesco und ist mit der historischen Altstadt und der Geschichte der Hanse ein enormer kultureller Schatz. Außerdem fügt sie sich ein in eine malerische Hügellandschaft, die direkt an die Ostsee heranragt. Man kann sie gut mit dem Fahrrad oder per pedes erkunden, um die Schönheit zu erkennen.

Richtung Süden erstreckt sich dann schnell der riesige Schweriner See mit unserer Landeshauptstadt. Als ich zum ersten Mal am Bahnhof dachte ich, dass ich falsch ausgestiegen wäre; nur vier Bahngleise in einer Landeshauptstadt! Aber ich kann sagen: sie reichen vollkommen aus. Dann steigt man aus, geht runter zum Pfaffenteich und bewundert den tollen Blick über die Alstadt zum Dom. Folgt man dem Blick, ist man schnell auf dem historischen Marktplatz, dem Regierungsviertel und dem märchenhaften Schweriner Schloss, in dem auch unser Landtag tagt. Ich meine, dass Mecklenburg-Vorpommern das einzige Bundesland ist, in dem der Sitz des Parlaments verfassungsrechtlich festgehalten ist. Leider fehlt in Schwerin eine Universität. Die Herzöge von damals hielten diese wohl nicht für notwendig. Wie so oft waren die Menschen der Hanse hier weitsichtiger und gründeten sehr früh Universitäten in Rostock und Greifswald. Für ein kleines Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern mit rund 1,6 Mio. Einwohnern sind zwei Volluniversitäten meine ich vollkommen ausreichend. Aber Schwerin hat andere Stärken und nutzt diese auch.

Der Landkreis Ludwigslust-Parchim ist auch voll von Überraschungen. Darüber hinaus liegt er aber überhaus praktisch, weil die ICE-Verbindung Hamburg-Berlin gelegentlich einen Stopp in Ludwigslust macht. Von hier ist man in rund einer Stunde entweder in Hamburg oder Berlin. In Verbindung mit fortschreitender Digitalisieurng und Remote-Arbeiten ergeben sich enorme Potenziale für derartige Regionen.